Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.

Voller Erfolg für Probe-S-Bahn nach Bleckede mit altem AKN-Zug

Nach 40 Jahren sind vergangene Woche wieder regelmäßig Personenzüge zwischen Lüneburg und Bleckede gefahren - probeweise und zum HVV-Tarif. Der Test war ein voller Erfolg.
Christian Hinkelmann
Bahn-Probebetrieb im Mai 2017 auf der alten Bahnstrecke zwischen Lüneburg und Bleckede mit einem ehemaligen AKN-Triebwagen
Bahn-Probebetrieb im Mai 2017 auf der alten Bahnstrecke zwischen Lüneburg und Bleckede mit einem ehemaligen AKN-Triebwagen
Foto: Tim Schirbaum

Fahren bald wieder regelmäßig Züge auf der alten Bahnstrecke zwischen Lüneburg und Bleckede? 40 Jahre nach Betriebsschluss gab es in der vergangenen Woche zumindest ein deutliches Signal für eine Reaktivierung der alten Strecke – und zwar aus der Bevölkerung.

3.021 Menschen hatten an einem fünftägigen Probe-Verkehr auf der 24 Kilometer klangen Verbindung zwischen Lüneburg und Bleckede teilgenommen und damit die Erwartungen der Organisatoren weit übertroffen.

„Die Zugfahrten waren zu einem nicht unerheblichen Teil so gut gefüllt, dass Personen stehen mussten“, schrieben die Verantwortlichen auf ihrem Facebook-Profil. „Unsere Beobachtungen und erste Auswertungen der Fragebögen haben eines ganz deutlich gezeigt: Bei unseren Fahrgästen handelte es sich größtenteils um Einheimische, welche mit der „S-Bahn“ zur Arbeit, zur Schule oder zum einkaufen fuhren.“

Probebetrieb mit altem AKN-Triebwagen

Die Organisatoren der Bleckeder Kleinbahn (eine Tochter der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg) hatten für den Probeverkehr extra einen ehemaligen AKN-Triebwagen vom Eisenbahn-Verein „Nebenbahn Staßfurt-Egeln“ aus der Nähe von Magdeburg organisiert.

In den Zügen, die vom vergangenen Montag bis Freitag fünfmal täglich fuhre…

Hat Sie der Artikel weitergebracht?

Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

Auch interessant

Das historische Bahnhofsgebäude war beim NAHVERKEHR HAMBURG-Ortsbesuch noch weit entfernt von einem Zustand, der auf eine baldige Fertigstellung hoffen lässt.

Bahnhof Pinneberg: 20 Jahre Warten auf Besserung

Seit 2005 laufen die Planungen und der Bau zur Modernisierung des Bahnhofs in Pinneberg. Eigentlich sollte der Umbau längst fertig sein, doch die Arbeiten verzögern sich immer weiter. Inzwischen rechnet die Bahn mit einer Fertigstellung nicht vor 2025. So sieht es dort aktuell aus ¬und so sollte es längst aussehen.

Die erst im Jahr 2004 neu gebaute AKN-Station Eidelstedt Zentrum ist ein großer Knackpunkt in der S-Bahn-Planung. Obwohl ein S-Bahn-Betrieb damals schon intensiv diskutiert wurde, plante die AKN die Haltestelle ohne spätere Upgrade-Möglichkeit. Die Folge: Die Bahnsteige sind zu kurz für S-Bahnen und die Brücken zu niedrig für eine Oberleitung. Diese Kurzsichtigkeit muss jetzt teuer bezahlt werden. Die Gleise müssen im Bereich der gesamten Station um 20 Zentimeter abgesenkt werden, damit dort eine hängende Stromschiene installiert werden kann (benötigt weniger Platz als eine herkömmliche Oberleitung). Eines der beiden Gleise ist dafür schon entfernt. Außerdem ist eine Verlängerung der Bahnsteige am Nordende der Station nötig.

Kommt die S-Bahn Richtung Kaltenkirchen schon früher?

Wegen der massiven Bauverzögerungen gibt es in Hamburg Überlegungen, den S-Bahn-Betrieb schon vorzeitig teilweise aufzunehmen. Das sagt die Verkehrsbehörde dazu, dieser Knackpunkt müsste dafür aus dem Weg geräumt werden und diesen Vorteil hätte die Idee vor allem für die Menschen in Schnelsen.

Sieht deutliches Verbesserungspotenzial beim Hamburger Busverkehr: Verkehrsplaner Arne Witte.

Busverkehr in Hamburg: „Rote Ampeln verschärfen den Personalmangel“

Zu langsam, zu teuer, zu unattraktiv: Hamburg verschwendet mit seinem derzeitigen Bussystem viel Steuergeld und wertvolles Personal, meint der Verkehrsplaner Arne Witte im NAHVERKEHR HAMBURG-Interview und glaubt, dass die vorhandenen Ressourcen viel effizienter für die Verkehrswende eingesetzt werden könnten. Das sind seine Ideen und Vorschläge.

4 Antworten auf „Voller Erfolg für Probe-S-Bahn nach Bleckede mit altem AKN-Zug“

Die Reaktivierung der Bahnstrekce wäre ein voller Erfolg für die Gemeinden Bleckede, Neetze und Adendorf, die in den letzten 20 Jahren ihre Einwohnerzahlen deutlich gesteigert haben. Bei Erneuerung des Oberbaus könnte auf dieser relativ gerade trassierten Linie mit mindestens 80 Km/h gefahren werden. Dies würde eine deutliche Fahrtzeitverkürzung gegenüber den Bussen bedeuten, die gerade im Lüneburger Vorortverkehr und besonders zwischen Adendorf und Lüneburg häufig im Stau stehen. die Durchbindung nach Amelinghausen wäre wegen der dann erforderlichen Kreuzung der Hauptbahnstrecke Hamburg-Hannover schwieriger zu bewerbstelligen. Eher bietet sich eine Verlängerung der Bahnstrecke über Bleckede hinaus nach Altgarge an, weil dort noch die Gleise liegen. Den Initiatoren sei Dank für ihr Engagement, weil sie damit zeigen, dass Lüneburg mal ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt war, der es verdient angesichts der Siedlungsentwicklung aufgewertet zu werden.

Auf dem mittleren Bild sieht man es denk ich schön. Leider ist dieser AKN Wagen Steinzeit, gerade im Vergleich zur daneben stehenden RegionalBahn nach Lübeck.

Klar es geht erstmal nicht um das Fahrzeug, aber für mich zählt auch das „Gesamtpaket“ sprich mit einem alten klapprigen Wagen da lang zu juckeln, da sagt sich sicher der ein oder andere: Fahre ich lieber mit einem klimatisierten Auto PS: Der Zug war zudem noch voll mit Graffitis.

(Es sind nicht alle Eisenbahnromaniker auch wenn in den Unternehmen ggf. eine gewisse „Betriebsblindheit“ über sowas vorherrscht)

Man stelle sich mal vor, man hätte den Probelauf mit einem super modernen Zug gemacht, Kima, W-Lan, Fahrgastfernsehn etc etc, das urteil wäre sicher noch positiver ausgefallen. Aber vielleicht will man so auch steuern und die Euphorie bremsen?

Es mag ja sein, das der eingesetzte Wagen „Steinzeit“ ist, wobei 40 Jahre nun wirklich kein Alter ist für einen Zug. Dennoch trifft das Alter aber auch nur auf den Wagenkasten zu, denn der eingesetzte Triebwagen vom Typ VT2E wurde noch im im Jahre 2008 durch die AKN einer technischen Runderneuerung unterzogen. Dabei wurden unter anderem die Dieselgeneratoren durch neue, den aktuellen Abgasnormen entsprechende Generatoren ersetzt. Zudem wurden die alten Gleichstrom Antriebsmotoren durch effizientere Drehstrommotoren ausgetauscht. Eine Menge Elektronik wurde auch bei der Gelegenheit erneuert. Auch im Fahrzeuginnern wurden technische Veränderungen in Form einer verbesserten Belüftung, einer Videoüberwachung und einer Rufanlage zum Triebfahrzeugführer eingebaut.

Das ganze geschah vor nicht einmal 10 Jahren. Von alt kann da also schon mal kaum die Rede sein.

Sicherlich hätte man sehr gerne wesentlich modernere Fahrzeuge genommen. Keine Frage. Aber wer hätte die bezahlen sollen? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was so ein Triebwagen einschließlich Fahrer pro Tag kosten würde? Wer hätte diese Kosten denn tragen sollen?

Vor dem Hintergrund, dass die AVL (Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg eV), die BlKB (Bleckeder Kleinbahn) und die AVG (Ascherlebener Verkehrsgesellschaft) allesamt das gesamte Projekt in ehrenamtlicher und Tätigkeit und in ihrer Freizeit gestemmt haben, ist es eine hervorragende Leistung gewesen. Man möge beachten und honorieren, dass dieses Projekt in keinster Weiser durch öffentliche Gelder finanziert oder unterstützt wurde. Trotzdem hat das Projekt einiges Geld gekostet und das wurde durch die an dem Projekt beteiligten aus privaten mitteln sowie durch Spenden finanziert.

Man möge weiter beachten dass Fahrgäste, die im Besitz einer gültigen HVV Fahrkarte waren, das Angebot ohne zusätzliche Kosten nutzen konnten. Die Organisatoren erhalten aber keinen Ausgleich durch den HVV. Anders gesagt: Diese Fahrgäste fuhren kostenlos mit.

Die Planung und Durchführung des Projekts erfolgte fast schon Generalsstabmäßig und mit großer Professionalität. Mit Eisenbahnromantik hatte dieses Projekt überhaupt nichts zu tun. Im Gegenteil. Es war ein tagtäglicher Spagat zwischen einzuhaltendem Fahrplan, verlängerten Fahrgastwechselzeiten und der knappen Zeitfenster im Bahnhof Lüneburg.

Natürlich will man über dieses Projekt auch steuern. Aber in die Richtung, dass die Politik aus ihrem Dornröschen-schlaf erwacht und endlich den Bedarf anerkennt. Die Zahlen sprechen da eine eindeutige Sprache. Das Projekt wurde unter so realistischen Bedingungen durchgeführt, wie sie realistischer gar nicht sein können.

Abschließend noch etwas zum Thema Graffiti: Der Zug hat Bleckede am Vorabend des Projektbeginns sauber und ohne Schmiererei erreicht. Er wurde in der Nacht zum Montag und ein weiteres mal in der Nacht zu Dienstag in der Abstellgruppe beschmiert. Das war das einzige, was bei diesem Projekt nicht vorher bedacht wurde. Den Mitarbeitern des OHE Eisenbahnausbesserungswerk in Bleckede ist es zu verdanken, dass bis zum Freitagmittag der Triebwagen wieder vollständig von den Schmierereien befreit wurde und sauber seine Heimreise antreten konnte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert